Wintersemester 2015/2016

Prof. Dr. Dagmar Herzog
(New York)

Dagmar Herzog, geboren 1961, ist Professorin für Geschichte am Graduate Center der City University of New York. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen die Geschichte der Sexualität, die Religionsgeschichte und die Holocauststudien. Mit zahlreichen wissenschaftlichen und journalistischen Veröffentlichungen zur modernen deutschen und europäischen Geschichte sowie zur Politik der evangelikalen Rechten in den USA hat sie sich einen internationalen Namen gemacht.

Neben ihrem Politik- und Französischstudium an der Duke University in North Carolina arbeitete sie Anfang der achtziger Jahre in der Betreuung von Mittel- und Obdachlosen, bevor sie 1984 an die Brown University in Rhode Island und zur Geschichtswissenschaft wechselte. 1991 promovierte sie mit einer Arbeit über den Liberalismus des Vormärz, die unter dem Titel Intimacy and Exclusion. Religious Politics in Pre-Revolutionary Baden (1996) erschien. Danach unterrichtete sie für viele Jahre an der Michigan State University, unterbrochen von Fellowships an der Harvard University (1993/94) und am Institute for Advanced Study in Princeton (2002/03), bevor sie 2005 an die New Yorker City University berufen wurde.

2002 veröffentlichte Dagmar Herzog die Anthologie Sexuality and German Fascism, in der sie gemeinsam mit anderen HistorikerInnen die Sexualpolitik des „Dritten Reiches“ neu zu erforschen begann. Warum und auf welche Weise der Diskurs über Sexualität den Prozess der deutschen „Vergangenheitsbewältigung“ nach 1945 beeinflusste, dies untersuchte sie wenig später in ihrem vieldiskutierten Buch Sex after Fascism. Memory and Morality in Twentieth-Century Germany, das 2005 erschien und noch im gleichen Jahr ins Deutsche übersetzt wurde: Die Politisierung der Lust. Sexualität in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Als Stipendiatin der Ford Foundation (2003-2005) unternahm Herzog die Recherchen für ihre beiden nächsten Veröffentlichungen: Sex in Crisis. The New Sexual Revolution and the Future of American Politics (2008) und Sexuality in Europe. A Twentieth-Century History (2011). Daneben gab sie mehrere Sammelbände heraus, so etwa zu neuesten Ergebnissen der Holocaustforschung, zur Sexualität in den Kriegen des 20. Jahrhunderts und zum Werk Michel Foucaults.

Nach einem Fellowship bei der John Simon Guggenheim Memorial Foundation 2012 verbrachte sie im Jahr darauf einen Forschungsaufenthalt am Davis Center der Princeton University, wo sie zur transatlantischen Nachkriegsgeschichte der Psychoanalyse forschte. 2014 wurde Herzog mit dem Distinguished Achievement Award in Holocaust Studies der Holocaust Educational Foundation ausgezeichnet. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt beschäftigt sie sich mit der Eugenik, mit Behindertenrechten und reproduktiver Selbstbestimmung in Europa im 20. Jahrhundert und in der Gegenwart.

Am Mittwoch, den 28. Oktober 2015 hielt Prof. Dr. Dagmar Herzog im Hörsaal 24 des Universitäts-Hauptgebäudes einen öffentlichen Vortrag zum Thema Abtreibung und Behinderung. Die Ambivalenzen der sexuellen Revolution.